Magisches Theater an der Carl-Theodor-Schule

„Hesse.Steppenwolf“ – Eine Inszenierung des Theaters „MobileSpiele“ aus Karlsruhe am 17. und 18. Mai 2022 als nichtöffentliche, geschlossene Veranstaltung an der Schule

Er windet sich, knurrt, zittert in seinem Wolfsfell, säuft aus der Weinflasche, leidet an der inneren Zerrissenheit zwischen Trieben und Moral, zwischen Wolf und Mensch, demonstriert mit herablassender Geste die Abneigung gegen das miefige Bürgertum mit seiner zurechtgeputzten Ordnung.

Nur ein einziger Schauspieler, der ein ganzes Drama spielt? Ein Theaterstück von ca. 70 Minuten, in dem ein ganzer Roman dargestellt wird? – Viele Schüler zeigen sich beeindruckt und fragen im Nachgespräch mit dem Schauspieler und der Theaterpädagogin interessiert nach.

Sie haben eine Aufführung von großer Intensität erlebt, wobei hierzu auch beigetragen hat, dass die Schüler nur zwei bis drei Meter von der Bühne entfernt sitzen. Und so wirkt die Atmosphäre auch im Nachgespräch eher wie eine vertraute Runde im Klassenzimmer.

Insgesamt acht Klassen der Oberstufe des Wirtschaftsgymnasiums haben bei drei Aufführungen an zwei Schultagen das Stück gesehen, organisiert vom Vertreter des Fachbereichs Deutsch. Dabei sind sie kundige Zuschauer, denn den „Steppenwolf“ von Hermann Hesse haben sie im Unterricht behandelt. Schließlich ist er Sternchenthema im Abitur. Und so erkennen sie die wesentlichen Stationen des Romans und seine zentralen Themen wieder: das Gefühl der Entfremdung in der modernen Zivilisation, und vor allem das zentrale Motiv der Suche des Einzelnen nach sich selbst – eine Suche, die zum Schluss des Romans ins „Magische Theater“ führt, das „Eintritt nur für Verrückte“ bietet.  

Natürlich freut die Schüler, dass es nicht bei der trockenen Lektüre bleibt, sondern es an ihrer Schule eine lebendige Darstellung gibt, die das Ganze noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lässt. Sie finden die Inszenierung gelungen, auch den ganzen Bühnenzauber, den Einsatz der Ton- und Videoeinspielungen, der Spiegelwände sowie anderer Requisiten. Vor allem aber die darstellerische Leistung des Schauspielers. Intensiv. Eben eine Art magisches Theater.

Joachim Orth