„Ich bin immer hoffnungsvoll!“

Zoni Weisz, Überlebender der
Nazi-Verfolgung, in der
Carl-Theodor-Schule

Im Mai 1944 entkam der damals siebenjährige Sinto Zoni Weisz durch den Mut eines Polizisten der Mordmaschinerie der Nazis. Was geschah, als er gemeinsam mit seiner Tante floh, kurz bevor die Nazis ihn mit Zug nach Auschwitz deportieren wollten, und wie es danach mit ihm weiterging, das erzählte er jetzt bei seinem Besuch in der Carl-Theodor-Schule. Gemeinsam mit Andreas Pflock vom Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg war er von den Lehrkräften Nicola Hoefs, Felix Niederberger und Friedemann Holzapfel eingeladen worden, seine Lebensgeschichte mit den Schülerinnen und Schülern zu teilen und sich den Fragen der Jugendlichen zu stellen. Diese lauschten gespannt; denn obwohl Weisz seine Geschichte schon oft erzählt hat, versteht er es immer noch, die Angst und das Grauen der Nazi-Verfolgung lebendig zu schildern. So berichtete er vom Höllenlärm, den die genagelten Stiefel der deutschen Soldaten auf dem Bahnhofsgelände verursachten, vom letzten Blick auf den blauen Mantel der kleinen Schwester und vom Ruf des Vaters aus dem Zug hinter dem fliehenden Jungen und der Tante her: „ Moezla, pass gut auf meinen Jungen auf!“

Auch seinen Werdegang als Florist mit eigenem Betrieb, der die königliche Familie in Den Haag belieferte, schilderte er und wurde schließlich gefragt, ob die Vergangenheit nicht ihren Schatten über dieses spätere glückliche und gelungene Leben geworfen habe. Der Schmerz und die Trauer kämen immer wieder zurück, seien Teil seines Lebens, so Weisz. Auch deshalb entschloss er sich, auf das in der Nazizeit erlittene Leid der Sinti und Roma aufmerksam zu machen. Sein Engagement ist vielfältig und fand einen Höhepunkt im Januar 2011 in der Rede, die er vor dem Bundestag zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus hielt. Sein Buch „Der vergessene Holocaust – mein Leben als Sinti, Unternehmer und Überlebender“ ist im November 2018 erschienen.

„Was sagen Sie zu Menschen, die wegschauen, wenn Unrecht passiert?“ lautete eine weitere Frage eines Schülers“. Er nenne sie Mittäter, antwortete Weisz, schränkte aber ein, dass viele, die damals mitgemacht hätten, auch Opfer der Umstände waren, unter Druck standen und deshalb die Befehle der Nazis ausführten. „Die wahren Täter saßen oft nur am Schreibtisch und dachten sich aus, was dann passierte“, stellte er fest.

Wie es sein könne, dass er positiv auf sein Leben zurückblicke nach so einem schlechten Start, wollte schließlich eine Schülerin wissen. „Ich bin immer hoffnungsvoll!“, betonte Weisz. Und er sei immer wieder Menschen begegnet, die ihm eine Zukunft gaben. Aber er warnte auch vor einem derzeitigen Trend populistischer Parteien, Minderheiten für ihre Zwecke zu missbrauchen.

CTS-Schulleiterin Heide-Rose Gönner dankte Zoni Weisz für sein Kommen. Und die Schülerin Lara Stäcker, die mit zum Organisationsteam für diese Veranstaltung gehörte, brachte es auf den Punkt:   Mehr, als es im Geschichtsunterricht möglich sei, habe Zoni Weisz vermitteln können, wie unmenschlich das Naziregime war.