Großtechnisches Verfahren erfahren
17 Oberstufenschülerinnen und -schüler der Carl-Theodor-Schule bei der BASF
„Und dann werdet ihr sehen, wie klein der tatsächliche Reaktor in dieser riesigen Anlage eigentlich ist“, kündigte die Werksführerin an, als die Schülerinnen und Schüler des Chemiekurses der Jahrgangsstufe 1 der Carl-Theodor-Schule um die eindrucksvolle Ammoniakfabrik der BASF in Ludwigshafen schritten. Im Chemieunterricht hatten die jungen Erwachsenen bereits erfahren, dass die Ammoniaksynthese ein komplexer Prozess ist, bei dem die Edukte vor der Reaktion aufwendig gereinigt und bei der Reaktion schließlich ein Katalysator und ein ganz bestimmtes Verhältnis zwischen Druck und Temperatur von Nöten ist – ein Prozess, für den Fritz Haber und Carl Bosch 1918 den Nobelpreis erhalten hatten. Ein solches Verfahren im Unterricht in der Theorie durchzusprechen, sei eine Sache, hob Chemielehrer Clemens Meyer vor, doch die tatsächlichen Dimensionen einer solchen Synthese zu erfassen, die Wärmeabstrahlung des riesigen Ofens zu spüren, gar einen Blick in dessen blauglühendes Inneres zu werfen oder auch nur den Lärm dieser Anlage wahrzunehmen, seien Dinge, die man im Klassenzimmer schlicht nicht vermitteln könne.
Ähnliches gilt für den riesigen Verbundstandort Ludwigshafen – den größten zusammenhängenden Chemiekomplex weltweit. Natürlich haben die Wirtschaftsgymnasiasten dies bereits mal im BWL-Unterricht thematisiert. Doch die etwa 3000 km Rohrleitungen, über die Energie in Form von Wasserdampf oder bei einem Prozess anfallende Nebenprodukte von einer Fabrik als Rohstoff zur nächsten geleitet werden, das Schienennetz, die werkseigenen Häfen mit ihren speziellen Sicherheitskonzepten arbeiten zu sehen, unterscheide sich doch erheblich von der Theorie in einem Lehrwerk, fanden auch die Schülerinnen und Schüler, und staunten auch nicht schlecht, als sie erfuhren, dass selbst an andere Unternehmen verkaufte Anlagen weiterhin auf dem Areal in Ludwigshafen betrieben würden, da dies sonst nirgends so effizient zu bewerkstelligen sei.
Doch die Werksbesichtigung war nicht der einzige Programmpunkt auf der Liste. Bevor diese überhaupt startete, konnten sich die Jugendlichen im Visitor Center bei verschiedenen – zum Teil interaktiven oder experimentellen Aktivitäten – mit der Geschichte und den Produkten des Unternehmens vertraut machen. Diese sind in vielen Alltagsgegenständen zu finden, jedoch häufig nicht als Produkte des Unternehmens ausgewiesen – etwa verschiedene Kunststoffe für allerlei Sportgeräte, diverse Duftstoffe oder der Superabsorber in Windeln. Auch im Visitor Center wurden die Schülerinnen und Schüler von der fachkundigen Werksführerin begleitet, die bei den beschriebenen Aktivitäten auf ihre Fragen einging, und zudem natürlich auch eine traditionelle Führung durch die Ausstellung anbot. Neben der Vorentlastung des Besuchs der Ammoniakfabrik lag ihr besonders das Thema Nachhaltigkeit am Herzen: ein Aspekt ist dabei natürlich der bereits etablierte Verbundstandort, doch das der Chemiekonzern arbeite mit dem Ausbau von Windkraftanlagen, der Nutzung von grünem Wasserstoff, der Suche nach alternativen Rohstoffen und der ständigen Optimierung von Prozessen kontinuierlich am Ziel, 2025 klimaneutral zu produzieren.
Mehrheitlich hatten sich die Schülerinnen und Schüler einen Besuch bei der BASF anders vorgestellt. Doch von Enttäuschung war beim abschließenden Feedback-Gespräch nichts zu spüren, im Gegenteil: es sei überaus interessant gewesen und die Einblicke in die industrielle Produktion hätten ihre Erwartungen sogar übertroffen.
(mey)
Die Carl-Theodor-Schule lädt am 07.02.2025 ab 16.00 Uhr zu einem Informationstag ein. Interessierte können sich über die Schularten und -profile, die verschiedenen Aktivitäten der Schule informieren und Probeunterricht besuchen.
