Schlag um Schlag – Das Schicksal des Zigeuner Boxers* wird lebendig

Am 09.12.2024 kam das Theaterensemble vom Community Art Center Mannheim zu uns an die CTS. Der „Zigeuner-Boxer *“von der Autorin Rike Reiniger besuchte die E1 in ihrem Klassenzimmer C204.
Um was geht es in diesem Stück? Der sehr kritische Titel verrät schon, dass es um Antiziganismus (eine besondere Form von Rassismus, die sich gegen Sinti und Roma richtet) geht. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit – der Geschichte von Johann ‚Rukeli‘ Trollmann.
Rukeli (1907- 1944) ist ein deutscher Boxer und Sinto, bekannt für seinen eleganten leichtfüßigen und sehr eleganten Boxstil. Im Juni 1933 gewinnt er die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht, doch die Nazis erkennen ihm den Titel aus rassistischen Gründen wieder ab. Im Juli 1933 erscheint er daraufhin zu einem Boxkampf mit blond gefärbten Haaren und weiß gepuderter Haut, um so gegen den Rassenwahn des NS-Regimes zu demonstrieren.
Sein Weg führt ihn später in ein Arbeitslager, er wird in die Wehrmacht eingezogen und muss an der Ostfront kämpfen, wird schließlich verhaftet und kommt in das KZ Neuengamme , wo er zur Unterhaltung der SS-Wachen immer wieder verprügelt und 1944 schließlich ermordet wird. Seine Geschiche symbolisiert eindrücklich den Kampf gegen Diskriminierung und rassistische Verfolgung der Sinti und Roma.
Das Stück wird aus der Perspektive einer erfundenen Figur namens Hans erzählt, der ein guter Freund von Rukeli ist. Hans will vergessen, was passiert ist, vergessen, wie er seinen Freund Ruki kennengelernt hat und dass er ihn Zigeuner genannt hat, ohne sich jemals Gedanken darüber gemacht zu haben. Außerdem wie Ruki schließlich der deutsche Meistertitel aberkannt wird.
Der Schauspieler Folkert Dücker, der Hans darstellt, nimmt uns mit auf die Reise durch das Leben dieses Boxers und bezieht die Klasse immer wieder mit in das Stück ein. Dadurch konnten wir Schüler und Schülerinnen uns ganz auf die Handlung und die Figur konzentrieren und alles wirkte dadurch noch authentischer.
In dem 45-minütigen Stück gibt es besondere Symbole, die sich auf die gemeinsame Vergangenheit von Hans und Ruki beziehen lassen. Zum Beispiel einen Apfel, der den Anfang und das Ende ihrer gemeinsamen Freundschaft darstellt. Kennengelernt haben sich die beiden an Hans‘ Geburtstag, an dem Ruki ihm einen Apfel schenkt. Dies ist zu der Zeit etwas Besonderes, da Äpfel einen großen Wert haben. Im Stück wird Hans am Ende von SS-Männern gezwungen, Ruki zu erschießen, worauf sie ihm als Belohnung einen Apfel schenken.
Die Klasse E1 konnte sich im Anschluss an die Aufführung in einer Fragerunde mit der Regisseurin Anette Dorothea Weber und dem Schauspieler Herrn Dücker weitere Eindrücke verschaffen und Genaueres zur Inszenierung und Stückentwicklung erfahren. Ziel des Stückes ist es, den jüngeren Generationen eine Geschichte aus der damaligen Zeit zu erzählen. Hierbei geht es nicht um trockenen Unterrichtsstoff, sondern um die Vermittlung einer gewissen Vorstellung der damaligen Zeit und der Zwänge, in der sich die Menschen befanden.

Anna Pletneva & Shari Steinbek, E1 


* Wir sind uns bewusst, dass dieser Titel kritisch zu sehen ist, da er von Angehörigen der Minderheit als verletzend empfunden werden kann. Wir, beziehungsweise die Autoren, verwenden ihn hier als historisches Zitat.